Kreisgruppe Mayen-Koblenz

BUND Exkursion Elztal

Unser Wald - Kraftquelle & Artenreservoir - Eindrücke unserer Exkursion

Als ich gefragt wurde: 'Magst Du dazu etwas schreiben', erinnerte ich mich prompt an die Zeit in meiner 5. Klasse, als mir das Klassenbuch anvertraut wurde. Jeder kam der Reihe nach dran und musste einen Bericht über den Wandertag schreiben, der zuvor stattgefunden hatte.
Ich war stolz wie Nachbars Lumpi, als mir dieses wichtige Zeit-Dokumenten-Buch, die 'Klassenbibel' anvertraut wurde, stand doch außer diesen Schüleraufsätzen auch so manche Anmerkung über Schülerstreiche und Verfehlungen darin.
Und diese Sache ist -neben den Fakten- das eigentliche 'Leben', das einem Geschehnis und einem Text innewohnen kann. Nun denn…

Der BUND Kreisgruppe Mayen-Koblenz lud zum 6. April 2019 zu einer Exkursion ins Elztal ein. Das Thema lautete:

Mit seinen flächendeckenden Frühjahrsblühern ist das Elztal eines der schönsten Bachtäler der Eifel. Die Exkursion wird den zunehmenden Nutzungsdruck z.B. durch den Wandertourismus aufzeigen.

So wie damals bei meinem Wandertag hatten wir einen wunderschönen Frühlingstag erwischt. Es summte, brummte und zwitscherte in voller Fülle und die Natur machte es den 30 Teilnehmern (!) leicht, sich mitnehmen zu lassen in die Welt der Waldbewohner.
Unser Guide Dipl.-Ing. Regine Eckenroth, eine wahrhaft begeisternde Waldläuferin, nahm uns mit in ihren Blick der Vielfältigkeit und vernetzten Daseinsformen. Jedes Kräutlein wurde bestaunt, zur medizinischen Wirksamkeit hinterfragt und Erfahrungsschätze unter den Teilnehmern ausgetauscht. Buchstäblich mit jedem Schritt konnte man die zerstreute Welt des Alltags hinter sich lassen und eintauchen in die lebendig tosende Stille des Waldes.
In den Randbereichen der Burg Eltz jedoch war ein geschäftiges Menschentreiben. Es dominierten Selfie-Sticks die versuchten, den Zauber des Augenblicks in die Welt zu posten. Ob die Kraft des Waldes per Internet übertragbar ist, müsste noch bewiesen werden, sicher ist jedoch, dass die Unaufmerksamkeit vieler Besucher den Rucksack eines unserer Mitwanderer in Form von Müll füllte.

'Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie schön die Welt ist und wie viel Pracht in den kleinsten Dingen, in irgendeiner Blume, einem Stein, einer Baumrinde oder einem Birkenblatt sich offenbart. Die erwachsenen Menschen, die Geschäfte und Sorgen haben, sich mit lauter Kleinigkeiten quälen, verlieren allmählich ganz den Blick für diese Reichtümer. Es geht eine große und ewige Schönheit durch die ganze Welt, und diese ist gerecht über die kleinen und großen Dinge verstreut.'
Rainer Maria Rilke

Der Traumpfad führte uns weiter hinunter direkt zur Elz, an diesen imposanten, wunderschönen Bach, der auf seine Weise vermag die Sinne zu beruhigen. Es geschieht einfach, ob man es merkt oder nicht.
Unsere Gespräche wurden langsamer, weniger, ruhiger. Das Auge hörte mit. Das Ohr lauschte nach Außen und Innen und aus beiden Richtungen konnten Einsichten ins Bewusstsein gelangen.

'In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in der Verbindung mit dem Ganzen steht.'
Johann Wolfgang von Goethe 

An einer vom Tourismus eher noch unberührteren Stelle hatte ein allzu 'gut' gemeinter Baum- und Heckenschnitt einen Elz-Wasserzulauf zugeschüttet und dadurch ein kleines Biotopgebiet zerstört.

'Wir müssen die Natur nicht als unseren Feind betrachten, den es zu beherrschen und überwinden gilt, sondern wieder lernen, mit der Natur zu kooperieren. Sie hat eine viereinhalb Milliarden Jahre lange Erfahrung. Unsere ist wesentlich kürzer.'
Hans-Peter Dürr

In allen Bereichen des Lebens ist die Ursache von Missverständnissen und Handlungsfehlern meistens Unbewusstheit, Unaufmerksamkeit, Nichtwissen und Nicht-bei-der-Sache-sein. Es gibt nur eine Zeit und die ist JETZT. In den Köpfen der meisten Menschen ist es nicht Jetzt, sondern immer gestern oder morgen. Sind wir verbunden mit dem Augenblick, dem was JETZT geschieht, finden wir Antworten für das richtige Handeln im Einklang mit der Natur - die WIR SIND.

Als wir aus dem Elztal wieder auftauchten waren alle noch stiller geworden. Die Augen die man fand blieben wach und hielten einem Lächeln und inneren Strahlen stand. Gemeinsam hatte man gelauscht, beobachtet und gefühlt und das war zwischen den belanglosen Worten spürbar.
Und so geschah es, dass diese Wanderung – wie ein Bad im Sein war, ob man es wusste oder nicht. Die heilsame Kraft des Waldes hatte ihre Wirkung gezeigt.

'Versuchen wir, das Beste eines jeden Menschen zu erkennen, den anderen im bestmöglichen Licht zu sehen. Diese Einstellung erzeugt sofort ein Gefühl der Nähe, eine Art Geneigtheit, eine Verbindung.'
Dalai Lama

Nun möchte ich diesen persönlichen Bericht mit einer Erkenntnis und einem Wunsch beenden. 
Das Sein in der Stille der Natur harmonisiert den inneren Modus. Innere Gedanken-Stille ist innerer Friede. Innerer Friede ist Offenheit für alles was da ist, für Liebe und Mitgefühl.

'Die Liebe und das Mitgefühl sind die Grundlagen für den Weltfrieden - auf allen Ebenen.'
Dalai Lama

Ich wünsche mir, dass alle leitenden Menschen, Lehrer, Vorgesetzte, Vorsitzende, Oberhäupter und Entscheidungsträger lernen, sich vor jeder Begegnung, jedem Treffen, jeder Sitzung zu 'sammeln', den Raum der Stille und des Friedens in sich öffnen und aus dieser Quelle heraus in Verbindung mit der großen Weisheit zu entscheiden und zu handeln.

Vielleicht begegnen wir uns ja hier und da im Wald beim Stille und Weisheit tanken…
Mit den besten Wünschen Eure

Martina Grosvenor