Sevenicher Feuchtwiesen 2024 - Wasserrückhaltepotential & Artenvielfalt
Filmtipp: Impressionen aus dem Sevenicher Auenbiotop zeigen das große Wasserrückhaltepotential der Feuchtwiesen. Regenwasser wird hier auf natürliche Weise zurückgehalten und trägt zum aktiven Hochwasserschutz bei. Feuchtwiesen können pro Hektar bis zu 3.8 Millionen Liter Flutwasser aufnehmen, wie ein Schwamm aufsaugen und festhalten. Gleichzeitig begünstigt der feuchte Lebensraum eine große Artenvielfalt. Der BUND hat mittlerweile mehr als 120 geschützte Arten nachgewiesen, deren Schutzstatus auf der Roten Liste, der FFH-Liste (Fauna Flora Habitatrichtlinie), oder im Bundesnaturschutzgesetz verankert ist. Aus diesem Grungd sind die Sevenicher Feuchtwiesen in mehrfacher Hinsicht schützenswert. Der besondere Synergieeffekt hilft Menschen, Fauna und Flora. Bitte hilf mit diesen Lebensraum zu retten und unterschreibe die Petition #SaveSevenich DANKE: www.openpetition.de/!SaveSevenich
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Die artenreichen Sevenicher Freuchtwiesen & Auen
Pressemitteilung 18.7.2018: Die Zeitung 'Am Wochenende' berichtet über die Wiederentdeckung der alten Ottilienquelle und die Gewässerbelastung von Pilligerbach und Wallerbach mit Nitrat, Phosphor und Ammoniak, sowie Toilettenpapier und Fäkalien ... über fehlende Bachrandstreifen zum Schutz der Gewässer und über die biologische Vielfalt innerhalb des Feuchtwiesentales von Sevenich die dringenden Schutz braucht.
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Das nördliche Sevenicher Feuchtwiesengebiet
22.4.2018
Rechts und Links der Kreisstrasse K35 befindet sich das nördliche Feuchtwiesen- und Sumpfgebiet von Sevenich mit ganzjährigen Wasserstellen.
Das Sumpfgebiet nördlich der Kreisstraße
wird ackerbaulich bearbeitet, so dass die Fauna und Flora immer wieder durchpflügt und die Lebewesen dabei stark gestört werden.
Probeentnahmen des BUND nördlich der K35 zusammen mit Wasserexperte Andreas Frey zeigen:
Sumpfiges Gelände mit viel Sand und totem Substrat. Leichter Schwefelwasserstoffilm, ein Zeichen für hohen Düngemittel Eintrag. Wasserflöhe, Rattenschwanzlarven, Sumpf- oder Bernsteinschnecken, Lidmückenlarven, Wasserasseln, Wasserspinnen und reichlich Mückenlarven. Sumpfschachtelhalm (Equisetum palustre), die Kleine Wasserlinse, sowie Knoten-Beinwell (Symphytum tuberosum), eine Pflanze auf die die Beinwell-Sandbiene (Andrena symphyti), die Kuckucksbiene und die Wespenbiene (Nomada symphyti) spezialisiert sind). Wenn diese Fläche ackerbaulich unbearbeitet bliebe wäre es ein idealer Amphibienlaichplatz.
Das Sumpfgebiet südlich der Kreisstraße
konnte sich über viele Jahre deutlich ungestörter und artenreicher entwickeln. Sie wird seid mindestens 7 Jahren als Grünland belassen und nicht ackerbaulich bestellt. In der Mitte ist ein ganzjährig stehender Tümpel. Neben dem Tümpel mündet der Pilligerbach in den Wallerbach und fließt von dort durch ganz Sevenich bis hinunter ins Elztal. Eine oberirdische Verbindung des Tümpels zu den Bachläufen besteht nicht und das Wasser ist auffällig kalt. Daher wird hier eine eigene Quelle vermutet.
Probeentnahmen des BUND südlich der K35 zusammen mit Wasserexperte Andreas Frey zeigen:
Wasser mit 10 Grad sehr kalt trotz heißem Tag mit 30 Grad. Die Proben zeigen sehr viele Sumpfschnecken, Wasserflöhe, Rattenschwanzlarven, Sumpf- oder Bernsteinschnecken, Lidmückenlarven, Wasserasseln, Wasserspinnen, Mückenlarven, viele Sumpfgräser und Schilfarten, der filigran gelb blühende Brennende Hahnenfuß (Ranunculus flammula), der Blutweiderich (Lythrum salicaria), Bachbunge (Veronica beccabunga) und der Knoten-Beinwell (Symphytum tuberosum). Die Kleine Wasserlinse (Lemna minor), die eine hohe Wasserreinigungskraft hat, bedeckt die gesamte Wasseroberfläche. Es finden sich Unmengen an Kaulquappen und viele Grasfrösche. Enten und andere große Wasservögel sind hier des Öfteren zu beobachten. In diesem Biotop werden immer wieder Ringelnattern und unbestätigten Aussagen zur Folge sogar Gelbbauchunken gesichtet. Neben den Amphibien finden sich auch Libellen, Schmetterlinge und sehr viele andere Insekten. Über viele Jahre hat sich hier eine besondere und sehr schützenswerte Vegetation etabliert.
Die artenreiche Auenlandschaft in Sevenich Mitte
5.6.2019
Die artenreichen Wiesen, mit der aussagekrätigen Flurbezeichnung "Unter den Höfen", liegen als mittlere von drei Feuchtwiesen- und Auengebieten in dem historischen Weiler Sevenich. Der gesamte Auenbereich durchzieht Sevenich von Norden nach Süden entlang des Wallerbaches und dient bei starken Regenfällen als wichtige Überschwemmungszone. Das Besondere an diesem Standort ist seine abwechslungsreiche Struktur mit sehr vielfältigen Habitaten, die einer hohen Anzahl von Arten in gegenseitigem Nutzen Nahrung und Schutz gewähren. Hier wächst die Ständelwurz Orchidee, Epipactis helleborine, die auch als Breitblättriger Stendelwurz bekannt ist und zur Orchidee des Jahres 2006 gekürt wurde. Insgesamt hat der BUND an diesem Standort bisher 100 geschützte Arten nachgewiesen. Es sind Amphibien, Schlangen, Käfer, Spinnen, Libellen, Schnecken, Pflanzen, Säugetiere, Schmetterlinge, Falter und Vögel, deren Schutzstatus auf der Roten Liste, der FFH Liste und im Bundesnaturschutzgesetz ausgewiesen ist.
Die Sevenicher Artenvielfalt ist beachtlich hoch. Die dort vorkommenden Lebewesen verdienen unseren Schutz. Weitere Details siehe Artenschutz. Die auch für diesen Standort geltende Wichtigkeit der Biotoperhaltung, der Biotopvernetzung und der Erhaltung von Artenkorridoren haben wir auf der Seite Blühendes Maifeld erklärt. Die Sevenicher Orchideenfunde wurden vom Arbeitskreis Heimische Orchideen im August 2018 freundlicherweise untersucht, aufgenommen und erstmalig kartiert.
9.10.2020
BUND MYK Artenrecherchen als Projekt 'UN-Dekade Biologische Vielfalt' ausgezeichnet. Weiterlesen bei Auszeichnung
Die südliche Sevenicher Feuchtwiese mit den Ottilien-Quellen
1.3.2018
Renaturierung der Sevenicher Ottilien-Quelle
Von Alters her geht ein ganz besonderer Zauber von den Orten aus, wo Wasser aus den Tiefen der Erde an die Oberfläche kommt. Einer Quelle schrieb man magische Eigenschaften zu und man vermutete dort Wesen, die als Vermittler zwischen Gott und Menschen galten. In dem Weiler Sevenich bei Münstermaifeld gibt es eine Heilquelle mit einer kulturhistorischen Bedeutung. Hier haben Nonnen (Zisterzienserinnen aus Rosenthal/Pommerbachtal), gegen 1700 einen Hof organisiert. Die Quelle diente den Nonnen als Heilwasser bei Augenleiden (aus: Sevenich bei Münstermaifeld in alter Zeit – Beiträge zur Genealogie der Maifelder Bauerngeschlechter, Seite 1479, (Hans Bossier).
Bei Bohrungen in den 60er Jahren wurde in Sevenich ein dem Thermal-Heilwasser von Bad Bertrich gleichendes Mineralwasser erschlossen, das allerdings eine Temperatur von nur 10,7° C aufwies. Sevenich liegt etwa 30 km nordöstlich von Bad Bertrich. Das Wasser wurde damals zur Trinkwasserversorgung genutzt, wegen seines hohen Gehaltes an Nickel, Eisen, Mangan, Natrium und Schwefel jedoch still gelegt.
Derzeit prüft der Wasserversorgungs-Zweckverband Maifeld-Eifel, unter dessen Obhut sich die Ottilien-Quelle im Moment befindet, ob man sie der Natur (und ihren Wesen) zurückgeben und der BUND sie im Rahmen seines Wasserläuferprojektes wieder renaturieren darf. Die Quellköcherfliege 'Plectrocnemia geniculata' wurde in dem Wasser der Ottilien-Quelle sicher bestimmt, was auf ein echtes und somit geschütztes Quellbiotop hinweist.
Die Ottilien-Quelle gehört zu einem besonderen Biotopverbund von Feuchtwiesen und Sumpfzonen, die Sevenich von Norden nach Süden durchlaufen. Allein auf der mittleren Feuchtwiese konnten schon über 90 geschützte und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen werden!
Historischen Unterlagen ist zu entnehmen, dass sich auf der mittleren Sevenicher Feuchtwiese einstmals eine Kapelle befand. Ihre Nennung ist unter dem Namen „Katholische Hofkapelle St. Ottilia, Sevenich" aus dem Jahr 1720 dokumentiert. Die Kapelle war jedoch sehr viel älter, denn Hans Bossier schrieb in „Sevenich bei Münstermaifeld in alter Zeit – Beiträge zur Genealogie der Maifelder Bauerngeschlechter“, dass die Ehefrau des Hofmannes Thonius Rön, Ottilia, im Jahr 1576 zu Ehren ihrer Namenspatronin die erste Sevenicher Kapelle errichten ließ. Die Kapelle ist um 1800 dem Sumpfland der Feuchtwiese zum Opfer gefallen, verfault und verfallen. Erst Anton Sevenich betrieb den Neubau eines Oratoriums um das Jahr 1938. Der Neubau wurde um ein erneutes Verfaulen zu vermeiden an geographisch höherer Stelle am Hang, westlich der Kreisstraße K35 neben dem Ortseingang von Sevenich, errichtet und ziert dort bis heute den historischen Weiler.
In der kleinen Kapelle des Weilers Sevenich gibt es eine Statue, die die Heilige Ottilie darstellt. Sie ist die Schutzpatronin aller Menschen mit Augenleiden und ihr Ehrentag ist der 13. Dezember. Der Erzählung nach kam sie blind zur Welt und wurde nach ihrer Taufe in ihrem 12. Lebensjahr plötzlich wieder sehend. Die Figur hält zum Zeichen dafür, dass das Quellwasser der Ottilien-Quelle als Heilwasser bei Augenleiden verehrt wurde, ein Buch in ihrer Hand auf dem ein einzelnes Auge zu sehen ist.
Aquatische Quellfauna den Ottilien-Quellen
1.3.2018
Die Aquatische Quellfauna der Sevenicher Ottilien-Quellen beherbergt eine Reihe von Organismen die besondere Beachtung verdienen.
Gewässer Biologe Herr Dr. Holger Schindler (Landesvorsitzender BUND) und Biologin Frau Dr. Siglinde Gramoll (BUND Landesverband RLP) konnten hier als besonderen Indikator die Köcherfliegenlarve Plectrocnemia geniculata nachweisen. Diese Art ist ein wichtiger Hinweis auf ein echtes und somit geschütztes Quellbiotop! Daneben entdeckten sie außerdem Bachflohkrebse (Gammarus Fossarum), Leberegelschnecken (Galba truncata), Köcherfliegenlarven (Sericostoma), Sumpfkäfer der Gattung Elodes, Faltenmückenlarven der Gattung Ptychoptera, diverse andere Köcherfliegenlarven der Gattung Plectrocnemia, die Erbsenmuschel (Pisidium personatum) und die Köcherfliegenlarve (Plectrocnemia conspersa).
Bachpaten entdecken neuen Quellbereich der historischen Ottilien-Quelle
19.7.2018
Durch die Bachpatenschaft der Familie Grosvenor wurde auf den Sevenicher Feuchtwiesen ein neuer Quellzulauf im Bereich der historischen Ottilienquelle entdeckt. Die Zeitung 'Am Wochenende' berichtete über die Details der Entdeckungen.
An diesem neuesten Probe-Entnahme-Bereich tritt kaltes und klares Wasser seitlich aus drei Stellen in der Uferböschung hervor. Es vermischt sich unmittelbar danach mit dem Wasser der eingefassten, oberhalb liegenden Quelle, in einem parallel zum Wallerbach verlaufenden eigenen Quellbach. Da die Quelle etwas salzig schmeckt und einen natürlichen oberirdischen Austrittsbereich hat wurde nun vermutet, dass dieser neu entdeckte Quellaustritt die eigentliche und einst genutzte historische Ottilien-Heilwasser-Quelle ist. Die chemischen Messwerte der ausgewerteten Proben zeigen deutlich erhöhte Mineralstoffgehalte. Das völlige Fehlen von Phosphor/Phosphat deutet auf eine nicht vorhandene oder nur minimale organische Belastung hin, was für eine tiefe Quelle spricht.
BUND Projekt Wasserläufer
1.3.2018
Das Projekt "Wasserläufer", das vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und vom Rheinland-Pfälzischen Umweltministerium gefördert wird, wird vom BUND Landesverband koordiniert. Es geht um den Schutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt an Quellen und Bachoberläufen in Rheinland-Pfalz. Weitere Informationen zum Projekt Wasserläufer findet man beim BUND unter wildbach.bund-rlp.de/. wildbach.bund-rlp.de/. In Rheinland-Pfalz gibt es über 500 Tierarten, die speziell an Quellen vorkommen können. Feuchtgebiete und Gewässer aller Art sind stark gefährdete Lebensräume, die unter anderem als Rückzugsorte für vom Aussterben bedrohte Amphibien dienen. Einen Überblick, welche Amphibien bereits auf der Roten Liste der bedrohten und gefährdeten Arten Deutschlands sind, bekommt man auf amphibien-reptilien.com. Um den Quellwasseraustritt herum sind die Lebensbedingungen normalerweise recht gleichbleibend, da das austretende Wasser eine relativ konstante Temperatur von etwa 10 C hat. Es gibt Bereiche, die ständig von Wasser überschwemmt werden, andere Bereiche bekommen nur Spritzer ab, bleiben aber dauerhaft feucht. Entsprechend der Nähe zum Quellwasseraustritt und angepasst an die standorttypischen Bedingungen, bestehen um den Quellaustritt unterschiedliche Kleinlebensräume, die von verschiedenen Pflanzen- und Tiergesellschaften besiedelt sind. Sofern das Umfeld der Quelle nicht durch menschliche Aktivitäten beeinträchtigt wird.