Kreisgruppe Mayen-Koblenz

Naturschutz bei Rock am Ring in Mendig

Naturschutz bei Rock am Ring

8.7.2017 
Ein herausragender Schwerpunkt 2016 waren wie in den beiden vergangenen Jahren unsere Aktivitäten rund um die Großveranstaltung „Rock am Ring“ mit über 90.000 Besuchern auf dem ehemaligen Heeresflugplatz in Mendig. Die Verhandlungen mit Vertretern der Marek Lieberberg Konzertagentur, der Verbandsgemeindeverwaltung Mendig sowie verschiedenen Aufsichts- und Genehmigungsbehörden (Wasserwirtschaft, Naturschutz, Ordnungsrecht) auf kommunaler und regionaler Ebene nahm einen Großteil unserer Personal- und Zeitressourcen in Anspruch. Hintergrund der Bemühungen unsererseits sind erhebliche naturschutzrechtliche Konflikte aufgrund des Vorkommens von geschützten Arten wie Feldlerchen (rd. 100 Brut-Paare!), Zauneidechsen und verschiedener Schmetterlings- und Heuschreckenarten. Insbesondere das Brutgeschäft der Feldlerchen zum geplanten Festivaltermin war in den vergangenen zwei Jahren Gegenstand von sehr zähen und teilweise ernüchternden Verhandlungen, die wir gemeinsam mit dem NABU Mayen durchgeführt haben.

Die Erfahrung der letzten beiden Veranstaltungen hatten gezeigt, dass die Veranstalter sich im Vorfeld zwar zunächst um größtmögliche Transparenz und Entgegenkommen bemühten, jedoch war während und nach den Veranstaltungen hiervon nichts mehr zu sehen. Vor allem entzogen sich die Verantwortlichen über Monate hinweg jeglicher Kontaktaufnahme, um die nach unserer Einschätzung dringend erforderliche kritische Nachbereitung des Festivals mit uns gemeinsam durchzuführen. So konnten wir massive Verstöße gegen Genehmigungsauflagen feststellen und unter anderem z.B. nachweisen, dass die im Vorfeld vereinbarten Ausgleichsmaßnahmen (z.B. Anpflanzung von Sommergetreide in doppelten Saatreihenabständen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Festivalgelände) von einigen Bauern nicht eingehalten worden sind, obwohl der Veranstalter ein Büro mit der begleitenden ökologischen Überwachung der Maßnahmen beauftragt hatte. Weiterhin konnten wir durch Laboranalysen belegen, dass die Nitratbelastung der Krufter Bachs während des Festivals dramatisch anstieg.

Bei einer Begehung fünf Tage nach Beendigung des Festivals fanden wir reihenweise in den Boden hineingetretene Batterien, massenweise Essensreste, Sperrmüll, stehengelassene Kühlschränke, Autobatterien usw. Auf dem Gelände trafen wir viele Feldlerchen an, die offenbar nicht auf die Ausgleichflächen ausgewichen waren und auf der Suche nach ihren Nestern waren. Da die Fläche systematisch mit einem riesigen Bodenstaubsauger abgesaugt wurde, ist nicht auszuschließen, dass eine ganze Anzahl von Gelegen mit weggesaugt worden sind, falls sie nicht vorher zertrampelt wurden. Ein weiterer Kritikpunkt unsererseits war die Tatsache, dass der bestehende Bebauungsplan (BPlan), auf dessen Grundlage die erforderliche Genehmigung für das Festival erteilt wurde, fehlerhaft war und daher keine ausreichende Rechtsgrundlage für die Durchführung einer solchen Großveranstaltung gegeben war. Der BPlan wurde dann zwar überarbeitet, aber trotz Verabschiedung durch die Verbandsgemeindeversammlung nicht veröffentlicht, wodurch er bislang immer noch nicht rechtskräftig ist. Unser Kompromissangebot an die VG Mendig, fehlende Ausgleichsflächen für Schmetterlinge und Insekten durch eine großräumige Vernetzung verschiedener Naturschutzgebiete (Thürer Wiesen, Nettetal und Lanschaftsschutzgebiet Bahner Wiesen) entlang des Krufter Bachs sowie Schaffung einer öden Freilandfläche zu kompensieren, das wir mit dem NABU zusammen erarbeitet haben, wurde zwar dankbar angenommen, aber die notwendige vertragliche Festsetzung zur Durchführung und Überwachung der Maßnahmen wurde dann doch abgelehnt.

Bei diversen Gesprächen mit den zuständigen Behördenvertretern (Präsident der SGD Nord, Fachabteilungsleiter Wasserwirtschaft und Naturschutz) sowie letzlich im Rahmen einer Kommunalaufsichtsbeschwerde konnten wir unsere Feststellungen und gravierenden Bedenken gegen das Festival darlegen. Von Seiten der Aufsichtsbehörde wurden die Kritikpunkte aufgegriffen und letztlich trugen unsere Informationen maßgeblich dazu bei, dass die Genehmigungsauflagen für das Festival präzisiert wurden und eine strengere Überwachung angekündigt wurde. Diese Tatsachen haben den Veranstalter letztlich dazu bewogen, das Festival, das ursprünglich mindestens für fünf Jahre in Mendig bleiben sollte, für 2017 abzusagen und wieder an den Nürburgring zurückzugehen. Dort sind die naturschutzrechtlichen Konfliktpotenziale geringer allein schon wegen der deutlich besseren technischen Infrastruktur des Geländes. Über die Ereignisse rund um das Festival Rock am Ring wurde mehrfach in der regionalen Presse in teilweise ganzseitigen Artikeln sowie im Rundfunk durchaus kritisch und objektiv berichtet. Insbesondere die aktive Rolle der BUND-Kreisgruppe Mayen-Koblenz wurde dabei hervorgehoben.

Gespräche mit Vertretern der Politik, Verwaltung und Wirtschaft

Die Kreisgruppe pflegt enge Kontakte zu leitenden Vertretern der kommunalen und regionalen Verwaltungen. In regelmäßigen Gesprächen werden die verschiedenen naturschutzfachlichen und umweltrelevanten Themen der Region besprochen und Informationen ausgetauscht. Dieser „kurze Dienstweg“ hat sich in den letzten Jahren sehr bewährt, da hierdurch Hemmnisse und Vorurteile bei der Bearbeitung von Umwelt- und Naturschutzproblemen vermindert werden. Gesprächspartner sind hierbei z.B. leitende Beamte der SGD Nord, der Landrat der Kreises Mayen-Koblenz, die zuständigen Fachbereichsleiter bei den unteren und mittleren Wasser-, Naturschutz- und Umweltbehörden, Verbandsbürgermeister und Oberbürgermeister. Besonders hervorzuheben sind die vertraulich geführten informellen Gesprächsrunden mit verschiedenen Wirtschaftsunternehmen der Region. Diese Gespräche dienen in besonderer Weise der rechtzeitigen Vermeidung von Interessenskonflikten im Vorfeld von Planungsvorhaben. Diese Praxis stellt für uns ein wichtiges Standbein unserer alltäglichen Arbeit dar. Der Erfolg bei verschiedenen Vorhaben (Beispiele: Langacker, Lavaabbau Nickenich 6, Papierfabrik Weig) gibt uns recht, da wir hier zeigen konnten, dass absehbare Konflikte bereits im Ansatz durch vertrauensvolle Gespräche im Vorfeld vermieden werden konnten.